In meinem Schlafzimmer gibt es einen. In der Küche. Im Bad. Einen Altar.
Es sind Altäre für das, was ich in meinem Leben stärken möchte, woran ich erinnert werden möchte, was mir wichtig ist. So gibt es einen Altar fürs Vertrauen. Einen für meine Weiblichkeit und mein Wesen an sich. Für das, was ich als Mensch bin und jenseits davon. Für die Erinnerung an meinen Platz zwischen Himmel und Erde.
Für mich sind diese Altäre Orte des Innehaltens. Zufluchtsorte meines Herzens. Ruhe- und Ankerpunkte im Tag. Erinnerungen an mein Eingebundensein. An ihnen kann ich stehen oder sitzen, zu ihnen Zuflucht nehmen. Sie sind wie ein kleiner, heiliger Ort mitten in meinem Alltag.
Was ich mit Altar meine ist ein Ort, der mir so wichtig ist,
dass ich bereit bin, ihn regelmäßig zu pflegen.
Das kann eine Ecke in meinem Zimmer sein,
auf dem Regal, auf meinem Nachttisch.
Einen Ort, an dem ich das rufe, was ich stärken will,
was mir wichtig ist, was mir heilig ist.
Für mich sind es Orte, dir mir helfen, mich rückzuverbinden. Denn wie schnell geht mir zwischen der zwölften E-Mail, dem anstehenden Wochenputz und einem drängenden Termin das Gefühl für meine Anbindung verloren?
Das Wissen darum, dass ich mich reinentspannen darf – in diesen Tag, diesen Moment, in diesen, meinen Körper. In dieses Leben.
Für mich ist es ein Ritual geworden, jeden Morgen, Mittag und Abend Platz zu nehmen am Altar in meinem Schlafzimmer. Dort, wo Rosenknospen auf bordeauxfarbenem Tuch liegen. Wo eine frische Blume steht, eine türkisfarbene Kette mit unzähligen Perlen. Wo es die Karte einer Frau gibt, die klar und aufgerichtet in der Welt steht. Eine Räuchermischung, die von ihrer Botschaft her an das alte Wissen in uns erinnert.
Manchmal ist es nur eine Minute, die ich dort sitze. Manchmal sind es fünf oder mehr. Manchmal bete ich, halte Zwiesprache mit dem Leben, dem größeren Ganzen, manchmal auch einfach mit mir selbst.
Dann wieder ist es ein Dank, eine Freude,
die ich dort zum Ausdruck bringe.
Oft einfach das Sein in Stille. Ein Schnuppern am Räucherwerk,
ein mich selbst Segnen, mir danken damit.
Ein Berühren der Rosenknospen, ein Sprühstoß des Duftes,
der dort in einer Flasche bereitsteht.
Es sind Momente, die mich zurückholen. In meinen Körper, ins Hier und Jetzt. In die heilige Verbindung aus Alltag und Spiritualität. Die mir helfen, die Brücke zu schlagen, die das Heilig-Banale gemeinsam umfasst. Und die mich erkennen lassen, dass das Leben kein Entweder-Oder ist, sondern ein Verbundensein. Ein Verbundensein der Dinge, die mich ausmachen – auf allen Ebenen.
Jeder dieser Orte in meiner Wohnung hat eine andere Bedeutung, eine andere Ausrichtung. Die meisten davon habe ich bewusst eingerichtet. Oft bleiben sie für längere Zeit, häufig wandeln sie ihr Aussehen über die Zeit.
An anderen Orten wiederum merke ich erst nach einiger Zeit, dass das, was ich dort arrangiert, dekoriert habe, eigentlich mehr ist. Dass ich einen Ankerort geschaffen habe. Ja, dass diese vielen kleinen Ankerorte zusammen – mit ihrer jeweiligen Ausrichtung – ebenso ein großes Ganzes geben.
Für mich ist das Errichten eines Altars heute
etwas sehr Alltägliches geworden.
Es ist ein Tun, mit dem ich mir zugleich
meine Macht und Kraft zurückhole.
Mir erlaube, selbst das Heilige in meinen Alltag zu bringen
und beides miteinander zu verbinden.
Ich merke, wie gut mir das gut. Weil es mir entspricht. Weil es so einfach ist. Mich nährt. Und mich spüren lässt: Ja, ich kann hier sein mit beidem. Als Mensch und darüber hinaus. Kann hier sein und wirken. Und mich immer wieder – zwischen E-Mail-Check und Wäsche waschen – genau an dieses Verbundensein erinnern lassen.
Von Herzen,
Sabrina
Liebe Sabrina,
danke für diese Anregungen! Kleine, uns heilige Plätze im Alltag geben dem Leben einen tieferen Rahmen. Für mich sind es nicht unbedingt Altäre, sondern einzelne Gegenstände, auf die ich schaue oder in die Hand nehme. Ein kurzes Innehalten verbunden mit Dankbarkeit….
Herzliche Grüße, Vera
Liebe Vera,
Danke dir für deine Sicht und dein Teilen, für den neuen, ergänzenden Blick nochmals auf dieses Thema und das Teilen aus deinem Alltag!
Herzlich,
Sabrina
Liebe Sabrina
ich danke Dir herzlich für diesen Blog, die Idee der Altäre. Schon lange spüre ich ein solches Bedürfnis, Deine Worte helfen mir weiter ins Umsetzen. Da sind viele Anliegen, die ich ernst nehmen möchte, für sie möchte ich Platz in meiner Wohnung schaffen, damit meine Kraft und meine Gedanken wirksam sein dürfen.
Ganz herzlichen Dank, Sabrina, Du tust mir gut!
Sei herzlich umarmt!
Regina
Liebe Regina,
es freut mich, dass der Impuls zu einem Altar dich angesprochen und etwas in dir angerührt hat. Mögest du ihn auf deine Weise weiterverfolgen und umsetzen – ganz so, wie es für dich passend ist!
Von Herzen,
Sabrina
Liebe Sabrina,
ich danke Dir für das Teilen und dafür, dass Du dem Heiligen Raum gegeben hast, das in unserer Zeit für gewöhnlich keinen Platz mehr hat -schon gar nicht im Alltag. Es scheint, als ob wir es vollständig aus unserem Bewusstsein verloren hätten – vielleicht spiegelt sich das auch in den raren Kommentaren zu Deinem Artikel .
Auch für mich waren solche Ankerplätze eine Zeit lang als Halt sehr wichtig. Aber letztlich sind sie ja nur ein äußeres Signal, das zur Einkehr nach Innen einlädt – uns erinnert an eine andere, innere Welt, der wir angehören und mit der wir uns jederzeit bewusst wieder verbinden können. Ein Ort der Stille in uns – egal wo wir uns befinden, unabhängig vom Außen. Der Weg in diesen inneren Raum ist für mich die Meditation. Und die Verbindung zwischen Innerer Welt und Alltag ist die Haltung mit der ich die Dinge tue und aus welchem Bewusstsein heraus. Wenn mir bewusst ist, dass das Leben kostbar ist – das Leben als solches-nackt und pur, dann bin ich erfüllt von einer tiefen Dankbarkeit überhaupt hier sein zu dürfen – egal, was gerade im Außen passiert und dann fließt all die Liebe meines Herzens in das, was ich tue – voller Lebensfreude. Mich haben die Arbeiten der Sterbeforscherin Elisabeth Kübler-Ross immer tief berührt und erschreckt: dass Menschen oft erst an der Schwelle zum Tod erkennen, dass das Leben das eigentliche Geschenk war und nicht das, dem sie zeitlebens hinterhergejagt sind. Aber dann war es zu spät und sie trauerten um das ungelebte Leben. Je mehr ich mir dessen bewusst werde und je tiefer ich mich einlasse, rückverbinde, desto mehr wird mir bewusst, wie sehr mir Dinge oft den Zugang nach Innen versperren, weil sie meine Aufmerksamkeit beanspruchen und mich ablenken von dem Wesentlichen. Darum ist in mir eine Sehnsucht nach dem Einfachen und ich habe neben vielen anderen Dingen unter anderem auch den Altar, den ich im Schlafzimmer hatte, entfernt. Und die neue Schlichtheit, die Reduktion verbreitet eine Atmosphäre, die mich seltsamerweise viel stärker mit dem Heiligen verbindet als die Dinge vorher es vermochten. So geht jede von uns auf ureigene Weise ihren Weg und doch gehen wir gemeinsam. Eine, für die das heilige Weibliche und das Alltägliche untrennbar miteinander verbunden sind, ist Angela Fischer. Über ihre Arbeit kann man auf ihrer Homepage Oneness of life nachlesen.
Mit einem Gruß von Herz zu Herz
Daniela
Liebe Daniela,
ich danke dir sehr für dein Teilen! Für den Inmpuls von Angela Fischer, die ich noch nicht kannte und deren Arbeit tief und mitten im Leben zugleich klingt. Auch für deine Worte zur Einfachheit und Reduziertheit. Wie du es schreibst: Unser Tun im Außen, unser Handeln dort – an Altären, mit Karten, die uns erinnern und anderem – können Pfade nach innen sein. Uns Erinnerung, Halt bieten. Und sich wandeln, wieder und wieder. Das werden sie ganz sicher tun in dem Maße, wie wir uns wandeln. Wie dieses Handeln im Außen und letztendlich doch immer nach innen führt. Wie auf dem Herzensweg: Jeder Schritt im Außen, der uns mehr entblättert, mehr zu der führt, die wir eigentlich sind, wieder mehr bei uns ankommen lässt.
Für mich sind die Altäre Orte der Erinnerung und Ausrichtung. Gerade im Alltag. Gerade dort, wo es mir immer wieder wegrutscht. Zugleich erinnere ich mich an Orte – zum Beispiel im Tessin, in einem kleinen Steinhaus, wo der Blick nur in die Weite der grünen, endlos scheinenden Wälder schweift und alles so reduziert, karg und doch so erfüllt-lebendig, jenseits von jedem Lärm, jeder Stadt und jeder Ablenkung ist, einen Ort, wo ich keinen Altar brauchte, weil das sein dort schon das höchst Heilig-Alltägliche selbst war.
Und wie du schreibst kommen wir vielleicht, irgendwann, auf dem Weg dorthin, dass wir selbst mitten im Alltag, dort, wo wir gerade sind, die Altäre zur Seite räumen und mit der Nackheit die Heiligkeit mitten im Hier und Jetzt spüren. Bis dahin können sie uns vielleicht Erinnerpunkt, Zufluchtsort, Herz-Ausruh-Stätte und Innehaltmoment sein.
Mit einem Herzensgruß,
Sabrina
Mir geht es genau so. Ich habe schon viele Jahre mehrere kleine Altare, im Wohnzimmer, in der Küche, neben meinem Bett. Sie tun mir gut, und erinnern mich immer daran, das ich um etwas bitten kann und vor allem , mich auch bedanken kann. Mir gibt es Kraft und Halt. Ich möchte nicht darauf verzichten.
Schön das Du die Idee mit uns teilst, weil viele vielleicht nicht glauben, das es so einfach sein kann, das Heilige mit dem Alltag zu verbinden.
LG
Anita
Liebe Anita,
hab Dank für dein Teilen, für dein Eigenes, was du in die Welt gibst und bei dir gestaltet hast! Danke, dass du uns an deinem Heilig-Alltäglichen teilhaben lässt!
Herzlich,
Sabrina
Liebe Anita
Das hast Du sehr schön geschrieben. Vielen Dank!
Sei herzlich umarmt
Regina