Die Heilkraft der Worte

worte

Ich glaube an die Heilkraft der Worte.

Daran, dass Worte Medizin sein können. Denn wie oft waren es die Worte – zusammen mit der Stille, aus der sie entstanden sind und in der sie gewirkt haben – die mich getragen, aufgefangen und auf einer neuen Ebene wieder abgesetzt haben.

Sprache, die aus der großen – inneren – Stille aufsteigt, hat Wandlungskraft und ist tiefe Friedensarbeit, sagt Anna Platsch in „Auf dem Herzensweg“. Das erlebe ich ebenso.

Es sind Worte, die mich immer wieder anbinden an meine Kraft. Die mich aufrichten, wenn ich strauchle, zweifle. Weil sie mich fühlen lassen, dass da ein Mensch ist, der ebenso empfunden hat.

Ein Mensch, der seine Empfindung in jenen Worten aufgeschrieben hat – und der mich die Verbindung zu ihm spüren lässt, wenn ich sie lese.

Zugleich erlebe ich es wie ein Verbundensein mit etwas Größerem, vielleicht mit dem Gefühl des Menschseins an sich, dass ich in solchen Momenten geteilt weiß mit anderen.

Ich glaube, Worte können Worte sein.
Aneinandergereihte Buchstaben, die,

wenn wir sie lange genug anschauen,
vor unseren Augen verschwimmen
und deren Sinn wir dann zu hinterfragen beginnen.
Worte können unseren Geist anfüllen – oder leeren.

Eckhart Tolle schreibt in seinem Buch „Stille spricht“ sinngemäß, es sei ebenso wirksam – wenn nicht wirksamer – sein Buch einfach nur in Stille in den Händen zu halten, als zu lesen. Zugleich tragen seine Worte selbst eben jene Kraft der Stille in sich, die beim Lesen wirkt.

Sowieso – das sind die Texte, zu denen es mich am meisten zieht. Die, bei denen hinter den Worten noch etwas anderes spürbar ist, nicht greifbar mit dem Verstand.

Eine besondere Schwingung, eine Atmosphäre, bei der ich merke, dass ich beginne mich besser zu fühlen, hochgehoben, zurück in der Freude und raus aus der Angst, verbunden oder auch einfach nur in tiefer Stille geborgen. Ich glaube, das sind jene Worte, von denen Anna spricht.

In meiner Arbeit, in meinem Schreiben, bin ich von Hause aus gelernte Journalistin. Ich weiß, wie ich eine Reportage angehe, was ein Porträt spannend macht, wie ein Bericht aufgebaut sein soll. Worüber ich damals in der Ausbildung nichts gelernt habe, ist die Heilkraft der Worte.

Inzwischen schreibe ich nur noch über das, was mich wirklich berührt, begeistert, wohinter ich stehen kann und wo ich etwas zu sagen habe. Wo ich weiß, hier kann ich wirken, kann ich die Heilkraft der Worte fließen, wirken lassen.

Das kann in einer Zeitschrift sein, einem Onlinemagazin oder auch in den Seelenbotschaften. Und natürlich in den Büchern.

Ebenso verstehe ich die Blogbeiträge,
den Newsletter, die Tagesinspirationen und Worte,
die ich streue, hier und dort.

Sie sind meine Medizin.
Das, was ich in der Welt zu geben habe,
an Heilkraft, an Wirkkraft.

Die Worte begleiten mich seit ich lesen und schreiben kann. Mit neun Jahren schrieb ich meinen ersten Roman, „Therese an der Ostsee“, in ein Schulheft mit lauter Buntstiftzeichnungen.

Gründete meine eigene Bibliothek, in der Schulfreundinnen und Eltern Mitglied wurden (oder eher: werden mussten). Der Tiefe der Worte war ich mir damals wohl noch nicht bewusst und doch begleiten sie mich seit jeher.

Beginne ich heute zu schreiben, gehe ich zunächst in die Stille, spüre bewusst mein Verbundensein mit mir, mit dem großen Ganzen, mit den Menschen, für die ich schreibe. Und lasse aus dieser Stille die Worte entstehen, die kommen. Jenes Es schreibt.

Nutze ich in Seminaren und Einzelsitzungen das Schreiben, geht es mir nicht um besonders schönen Ausdruck, Phantasie oder Wortgewandtheit. All das ist schön, wertvoll. Und doch.

Das Schreiben vermag uns in erster Linie uns selbst wieder näherbringen. Vermag uns einen neuen, vielleicht lang verschütteten Zugang zu uns selbst wieder öffnen. Vermag uns spüren lassen, welche Heilkraft in den Worten steckt, die wir selbst geschrieben haben – von uns an uns.

Und uns in den Momenten, wo unsere Kraft gefühlt nicht zum Schreiben ausreicht, wo unsere Hand den Halt einer anderen Hand sucht, zu einem Buch greifen, eine Inspiration lesen und uns von ihnen wieder zurückführen lassen, zu uns, in die Stille, zu dem, was jetzt wichtig ist.

Herzlich,
Sabrina.

13 Kommentare

  1. Liebe Sabrina,
    jetzt schicke ich Dir spaßeshalber einen der Texte, die ich gestern gemacht habe.
    Ich muss ja immer wieder beim Schreiben auch an die Schreibwerkstatt denken, davor habe ich ja in viel größeren Abständen nur geschrieben. Ich habe auch eine Kollegin, die auch immer ‚mal so einen Text schickt, das ist auch nett…
    Also:

    K l e i n e I n s e l n d e r R u h e
    Der Tee auf der Terrasse,
    das Abzupfen der trockenen Blätter
    an den Oleanderbüschen.

    Ein wenig Wind,
    ganz fern nur Geräusche:
    Das Flugzeug weit, weit oben
    am Himmel,
    das Piepsen eines Vogels.

    Jeder Atemzug wird hörbar,
    mit feinen Ohren.

    Leise summt eine Wespe in der Kastanie,
    massig ragt
    der gegabelte Stamm empor.

    Das Dach aus Blättern,
    eine Schattenlaube
    gegen die Hitze.

    Ein Auto brummt heran,
    anschwellend
    und schon wieder im Decrescendo
    verlöschend.

    Ein Stuhl steht irgendwo.
    Er bietet Ruhe an.

    —————– Jetzt bekommst Du das Zweite auch noch….

    V i e l m e h r m u s s i c h s c h r e i b e n!
    Müsste ich schreiben!!
    Buchstabe um Buchstabe,
    Wort um Wort,
    Satz um Satz.

    Die Hefte,
    die kleineren und größeren Bücher,
    biegsam oder
    mit festem Einband,
    einfarbig oft,
    manchmal verziert mit Mustern
    oder Prägungen.

    Innen die Linien
    oder Karos,
    oft auch Freiheit anbietend,
    Raum lassend
    für die Ideen des Moments.

    Was, wenn alles gefüllt wäre?
    Ein ganzes Leben niedergeschrieben
    auf den vielen Seiten.
    Abgelegt,
    gelesen oder
    vergessen. SuSo

    Dir auch, beim Schreiben, Baden ? oder F(r)aulenzen

    eine gute Zeit, lieben Gruß, Susanne

    • Danke dir, liebe Susanne, für dein Fraulenzen :), deine Zeilen und deine Worte, die mich, besonders beim ersten Text, so ganz mitnehmen in die Stille, in den Moment, in das Lauschen und Sein, hin auf den Stuhl, der dort bereitsteht.

      Ganz gute Tage auch für dich,
      herzlich,
      Sabrina

  2. Liebe Sabrina,.. Danke immer wieder für deine tollen Blogs,.. deine Gedanken, und die Ehrlichkeit, die in deinem Geschriebenen immer wieder zu finden ist!
    Auch für mich sind Worte wichtig, die so verschieden was ausdrücken können, eben auch die Heilkraft, wenn man es dringend braucht! Andere trösten, selber getröstet werden, wenn Anlass besteht. Worte und Stille,… auch jetzt, in diesem Moment, es ist wichtig und tut gut! Natürlich nutzt man auch die Worte für ein tolles Gespräch mit Heiterkeit, mit Nachdenklichkeit, mit großem Vertrauensbeweis! Ich hatte mir jetzt das Buch: Nur ein Augenblick bestellt,.. ich werde noch oft drin lesen! So habe ich alle Bücher von dir inzwischen,…. oft nutze ich den Buchhandel zur Bestellung. Worte,…. so wichtig und so nachlebend in der Seele! Danke für deine Worte, die mich oft sehr erreichen! Schön, dass es dich für mich auf diese Weise gibt! Lieben Gruß, Anne

    • Liebe Anne,

      wie schön, dass dich meine Bücher und auch die Worte im Blog so begleiten auf deinem Weg! Danke dir für diese Rückmeldung! Und danke auch für die Ergänzung zu dem, was Worte noch so alles für uns sein können und sind, schön 🙂

      Sehr herzlich,
      Sabrina

  3. Liebe Sabrina,

    wieder, ich folge meinen „Vorrednerinnen“, so ein wunderbarer Text von Dir!
    Es ist einfach immer anrührend wie Du die richtigen Worte findest und wie lebendig alles Geschriebene von Dir ist.
    Das ermuntert mich auch immer wieder zum gelegentlichen Schreiben;
    diese Stille dabei erlebe ich auch tief…

    Lieben Atemgruß, Susanne

    • Liebe Susanne,

      danke dir – für deine Rückmeldung, das Teilen der Stille (die auch mich beim Schreiben wie beim Lesen mancher Texte immer wieder am meisten berührt) und wie schön, dass dich mein Schreiben für dein Schreiben inspiriert 🙂

      Herzlich,
      Sabrina

  4. Liebe Sabrina,
    wieder so ein Text voller wunderbarer Worte – inspirierend, einfühlsam, wow, wie es Angela einfach und präzise sagt. Ich meine, dass man die (Heil-)Kraft deiner Worte in den Lücken zwischen den Worten mitschwingen spürt. Ich empfinde das Gleiche bei Kunstobjekten, die genau aus dieser Inspiration entstanden sind. Gerade gestern war ich bei einer Künstlerin, die ihre Schöpferkraft in ihrem Schmuck ‚verewigt‘ und so zu einzigartigen ‚lebenden‘ Objekten kreiert. Sehr beeindruckend. Genau wie deine Blogbeiträge Woche für Woche. Deine Herzensgeschichte schwingt immer mit und macht Wort für Wort einzigartig. Herzlichen Dank dafür.
    Schenke jedem Augenblick dein schönstes Lächeln. Viele Grüße Anja

    • Liebe Anja,

      danke dir ganz herzlich für deine Worte, deine Rückmeldung, dein Teilen und die Geschichte der Künstlerin – ja, ich glaube, wir können unsere jeweils ganz eigenen Heilkräfte auf solch vielfältige Weise einweben in unser Tun – sei es im Kochen, im Schreiben, in der Kunst, im Gespräch oder auf andere Weise. Indem wir uns erlauben, herauszufinden, was unsere Heilkräfte sind, womit wir wirken, weben (wollen). Und damit unserem Tun, und ist es scheinbar noch so banal, eine ganz neue Tiefe, einen neuen Fokus, eine neue Ausrichtung geben.

      Von Herzen,
      Sabrina

  5. Liebe Sabrina,
    beim Lesen Deines wunderbaren Textes fiel mir nur EIN Wort ein:

    WOW!

    Vielen vielen Dank
    und alles Liebe
    Angela

  6. ….und das spürt man/frau, liebe Sabrina, beim Lesen Deiner Texte….diese Schwingung, die berührt, bewegt, innehalten & aufhorchen läßt…danke, daß Du Deine Gabe mit uns so achtsam teilst.

    Danke für diesen wieder sehr schönen Beitrag :)) – ein Lese-Genuss!

    GLG,
    Dagmar

      • ….ja, ich empfinde das so und vielleicht hab ich auch deshalb hier her gefunden 😉 – es ist schön, hier zu lesen – danke für diese Mòglichkeit, liebe Sabrina 🙂

        Achte gut auf Dich :))

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