Spielen in wilden Zeiten

Als ich vergangene Woche barfuß im Wildbach hockte, fühlte ich mich eins mit der Natur.

Ich stapelte Steine übereinander, ließ Männchen entstehen. Ich fand einen großen Stock, der wie eine Wünschelrute aussah, und gestaltete aus ihm ein Kunstobjekt zwischen den Steinen.

Als ich fertig war, sah ich zurück: Der Stock ragte hoch in den Himmel, auf dicken Steinen, mitten im Fluss, überall kleine Türmchen aus Stein. Ich: Zufrieden, satt, aufgetankt, wohlig. Eins mit mir und der Welt.

Darf ich in wilden Zeiten spielen? Dann, wenn die Welt chaotisch ist, wenn kein Stein auf dem anderen steht? Darf ich dann im Fluss hocken, und Steinmännchen stapeln?

Ich glaube, es ist mit das Wichtigste, was wir in dieser Zeit tun können: spielen. Die Zeit vergessen. Im jetzigen Moment wieder ankommen. Weil uns dies raus aus dem Kopf bringt, rein ins Jetzt. Weil es uns andockt an die Kreativität, in der wir neue Lösungen finden. Lösungen, die wir nicht schon zigfach durchdacht haben.

Weil es unseren Brustraum wieder weitet, uns atmen lässt. In dem Moment, wo wir aus dem Kopf rauskommen, uns selbst wieder spüren, atmet etwas in uns aus. Wir sind im jetzigen Augenblick angekommen.

Das geht am besten und einfachsten über das Spiel. Weil es die Freude weckt, die Selbstvergessenheit, das spontane Tun, die neuen Möglichkeiten und ja, die Kreativität.

Als ich aus meiner Fluss-Zeit zurückkam, war die Welt in mir eine andere. Ich war lebendig, sprühte vor Ideen, war satt und zufrieden (nur vom Sein im Moment) und fühlte mich, als hätte ich drei Stunden meditiert.

Es ist das, was entsteht, wenn wir erlauben, dass unsere immer gleichen Kopfpläne durchkreuzt werden, dass wir sie selbst durchkreuzen, und uns wieder hingebungsvoll entspannen, in den jetzigen Augenblick.

Dafür braucht es nicht viel. Es braucht den Moment und dich. Du kann an deiner Haustür beginnen. Schauen, wo es dich hinzieht, dich treiben lässt. Und mit einem frischen Blick auf die Welt – auch auf deine Innenwelt – zurückkehren.

Herzlich,
Sabrina Gundert

 

2 Kommentare

  1. Ja liebe Sabrina!
    Spielen in der Natur. Barfuss! Erden!
    Die Nacht geht. Der Tag kommt. So wird es weiter gehen.
    Egal, was wir denken und fühlen.
    Deine Bacherfahrung gefällt mir. Stoppt das Funktionieren und hetzen lassen!
    Ich habe letzten Freitag wieder Nachts in der Hängematte im Wald geschlafen. Bei Vollmond.
    Ich fühlte mich behütet. Geborgen. Es waren gefühlt mehr Tiere wach, als sonst schon mal.
    Es fühlte sich einmal an, als schmiegt sich eines an mein Becken. Sprang dann auf meinen Bauch. Und als ich hin langte, war es weg….?! War es Wirklichkeit? War es geträumt?
    Ich weiss es nicht.
    Ich weiss nur, das ich komischer Weise keine Angst hatte, gleich wieder einschlief und innerlich sehr gestärkt erst um halb 8 am Samstag erwachte.
    Raus in die Natur, nix planen sondern das Leben laufen lassen. Im Vertrauen, dass es gut wird.
    Das ist sicher gerade jetzt eine sehr wichtige Tat.
    Danke für deine Impulse.
    lg Heidrun

  2. Liebe Sabrina,
    danke für diesen Beitrag. Das Steinestapeln und balancieren scheint gerade irgendwie im Feld zu sein ;-). Schon im Urlaub am Bodensee kam ich damit in Berührung und zu Hause angekommen, war der kleine Bach bei mir vor der Haustür mein Spielplatz. Und so wie es du auch beschreibst, kam ich ganz im Moment an, völlig versunken ins Tun. Wühlend in den Steinen, barfuss im Wasser, ein Lächeln im Gesicht, wenn der Stapel hält. Und das Lächeln zog Kreise. Alle Wanderer, die vorbeikamen, schmunzelten, als sie mich da mitten im Bach mit Steinen spielen sahen. Und wie du auch schreibst, es braucht nicht viel und meist auch keine weiten Wege.

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