Leben im Einklang mit dem weiblichen Zyklus

Ich bin nicht eine, sondern vier.

Diese Erkenntnis war ein Aha für mich. Auf einmal war ich im Verlauf eines Monats nicht mehr wechselhaft, emotional und anstrengend, sondern einfach eine Frau.

Eine Frau, die einen weiblichen Zyklus hat und sich jeden Monat durch vier innere Jahreszeiten mit unterschiedlichen Qualitäten bewegt: durch den inneren Winter (während der Menstruation), den inneren Frühling (nach der Blutung und vor dem Eisprung), den inneren Sommer (um den Eisprung) und den inneren Herbst (nach dem Eisprung und vor der Blutung).

Was ist mit mir los?

Früher, als ich noch nichts von meinem weiblichen Zyklus und den inneren Jahreszeiten wusste, habe ich mich oft einfach nur unfähig gefühlt. Irgendwann im Monat kam die Blutung, die Tage davor waren anstrengend und meist habe ich erst im Nachhinein erkannt: „Ach so, das war, weil die Blutung kam“ – und mich selbst dafür niedergemacht, dass ich so eine emotionale Frau bin, die mal wieder ihre Tage bekommt und deshalb weinerlich, unzufrieden und zu nichts zu gebrauchen ist. Heute weiß ich es besser.

Früher habe ich ebenfalls mindestens einmal im Monat gedacht, ich hätte eine Pilzinfektion, weil ich Ausfluss hatte, bis ich lernte, dass das der Zervixschleim ist, der um den Eisprung herum besonders intensiv und durchsichtig fließt. Hätte ich das nur früher gewusst!

Die Suche nach dem eigenen Rhythmus

Denn lange war ich auf der Suche nach meinem Rhythmus. Nach einem Rhythmus jenseits von „Montag bis Freitag arbeiten, am Wochenende frei“ und mir (als Selbständige) vielleicht noch die Frage stellen „Soll ich eher vormittags oder nachmittags oder zu beiden Zeiten arbeiten?“. Denn gleichzeitig spürte ich, dass etwas fehlte: meine Kraft, mein eigener Rhythmus. Ich versuchte mich darin, jede Woche gleich zu funktionieren, einen Rhythmus zwischen Montag und Freitag zu finden und fühlte mich doch oft ausgelaugt.

Mal schien es mir gut zu gelingen, dann wieder so gar nicht. Mal war ich voller Energie und dann wieder wollte ich mich zurückziehen, ohne eine Ahnung zu haben, woran das lag. Bis ich mich vertieft mit dem weiblichen Zyklus beschäftigte. Über eigenes Erforschen, den Austausch mit anderen Frauen, das Lesen von Büchern zum Thema und besonders auch durch einen Onlinekurs „Mondzeit – mein Zyklus, mein Kompass“, an dem ich bei Josianne Hosner teilgenommen habe.

Dass dieses Wissen um den weiblichen Zyklus so viel verändern, mir die Augen öffnen und meinem Arbeiten, Lieben, Leben und Sein einen ganz neuen, eigenen Rhythmus geben würde, hätte ich zu Beginn meiner Forscherinnenreise nicht gedacht. Doch wie Josianne über ihren Weg sagt: „Seit ich zyklisch lebe, bin ich aufgeblüht“.

Mich selbst unterstützt das Wissen um den weiblichen Zyklus, eingebunden in die größeren Rhythmen der Natur, mich besser zu verstehen, zu wissen, warum ich gerade wie bin und liebevoll mit mir selbst sein zu können.

Zyklustag statt Wochentag

Heute weiß ich meist eher, an was für einem Zyklustag ich bin (abgekürzt mit ZT, die Zählung beginnend am ersten Tag der Blutung), als welcher Wochentag ist. Und das macht Sinn. Weil es so viel mehr darüber aussagt, wie ich gerade unterwegs bin, was gut geht, mir gut tut, was schwierig ist, worauf ich achten, wofür mir Zeit nehmen, was ich weglassen sollte.

Ein Beispiel: Gehe ich um meinen Zyklustag 10 (die Zeit des inneren Frühlings/Sommers) in die Stadt, ertappe ich mich immer wieder dabei, wie ich Ausschau halte nach Menschen, die ich kennen könnte. Will nicht noch jemand mit mir reden? Mit wem könnte ich noch etwas unternehmen? Ich bin gesprächig, unterhalte mich gerne mit den Verkäuferinnen, den Menschen im Zug und überhaupt allen, die unterwegs sind, etwas mit mir unternehmen wollen oder ich mit ihnen. Ich sehe dabei auch Josianne vor mir, die im Onlinekurs erzählt hat, wie sie in dieser Zeit mit dem Fahrrad ganz langsam am Spielplatz vorbeifährt, um zu schauen, wer Zeit für einen Plausch hat.

Und die zwei Wochen später in rasender Geschwindigkeit an eben jenem Spielplatz vorbeifährt, in der Hoffnung, dass sie niemand sieht – so wie ich für mich festgestellt habe, in jener Zeit, um den Zyklustag 24, im inneren Herbst/Winter, am liebsten Hinterstraßen zu nehmen, um ungesehen durch die Stadt nach Hause zu kommen.

Innere und äußere Jahreszeiten

Die inneren Jahreszeiten lassen sich mit den äußeren Jahreszeiten vergleichen: Während der Frühling uns Lust macht, nach außen zu treten, Neues anzugehen und Projekte umzusetzen, ist der Sommer die Zeit, in der wir gerne gesehen werden, uns zeigen, lieben und genießen. In Frühling wie Sommer sind wir nach außen gerichtet, neugierig auf die Welt und auf das, was es in ihr zu entdecken gibt. Wir haben Lust, unseren Platz in der Welt einzunehmen und in ihr sichtbar zu werden.

Dann kommt der Herbst und mit ihm die Zeit der Ernte: Was will ich weiter mittragen? Was dient dem Leben noch? Was ist vielleicht längst schon überfällig, beendet zu werden? Die Zeit des Winters wiederum lädt uns ein, innezuhalten, still zu werden, zu träumen und zu visionieren. Es sind zwei Jahreszeiten, die uns darin unterstützen, den Blick mehr nach innen zu richten – nach unserem Tun im Außen im Frühling/Sommer die Energie und Aufmerksamkeit, den Fokus, jetzt zu uns zurückzuholen, zu sortieren, reifen zu lassen im Innen, was wir im Außen bewegt haben, um dann, im nächsten Frühling, mit neuer Kraft und Inspiration wieder nach außen zu treten.

Klar, ausgerichtet und verbunden mit mir

Ich spüre: Dieses Wissen um meinen Zyklus hilft mir, klar, ausgerichtet und verbunden mit mir durch den Monat zu gehen. Weil ich jetzt weiß, was zu welcher Zeit gut geht. Wann ich ganz leicht neue Kontakte knüpfen, Artikel schreiben, mich zeigen und Einzelsitzungen geben kann. Wann eine gute Zeit ist für Steuer, Ausmisten und Klarschiff machen. Wann es wertvoll ist, besonders gut für mich und für Rückzugszeiten zu sorgen. Mir kommt mein weiblicher Zyklus vor wie ein innerer Kompass, der mich jeden Monat in vier unterschiedlichen Qualitäten durch den Monat navigiert.

Dabei geht es nicht um Ausschließlichkeit. Nicht darum, nie wieder im inneren Herbst oder Winter ein Seminar zu geben, einen Artikel zu schreiben oder nach außen zu treten. Nicht darum, im inneren Frühling und Sommer kaum oder keine Rückzugszeiten mir zu nehmen, wenn mir danach ist. Sondern vielmehr darum, um mich und meinen inneren Zyklus zu wissen, damit eine Landkarte zur Hand zu haben, durch die ich – da sie mir zur Verfügung steht – bewusst navigieren kann.

Was geht jetzt leicht?

Inzwischen beginne ich meinen Monat mit Beginn der nächsten Blutung immer mehr nach meinem inneren Zyklus auszurichten. Zu schauen: Wo stehe ich wann im inneren Zyklus in den nächsten vier Wochen? Welche Projekte, Ideen, Vorhaben mag ich um welche Zeit legen? Was geht wann besonders leicht? Und wo kann ich schon jetzt schauen, mehr Zeit für mich einzuplanen (weil ich beispielsweise weiß, dass ich im inneren Herbst/Winter bin und einige Termine zu dieser Zeit anstehen)? Hierfür ist auch das Führen eines Zyklusrades (ich nutze dieses hier von Josianne, wie du es nutzen kannst, liest du weiter unten) sehr hilfreich, das ich mit meinem Terminkalender abgleichen kann.

Als Selbständige habe ich da vielleicht mehr Freiraum als als Angestellte, und doch betrifft dies nicht nur meine Arbeit, sondern mein Leben allgemein. Denn mit dem Wissen um meinen inneren Zyklus weiß ich, wann ich Lust habe, Freundinnen und Freunde zu treffen, Dinge zu unternehmen und Neues auszuprobieren. Ich weiß, zu welcher Zeit ich besser weniger Termine und Verabredungen einplane, wann mir mehr nach Rückzug und Zeit mit mir ist. Ich weiß, wie ich als Frau zu welcher Zeit ticke.

Ankommen im weiblichen Leben

Damit wird aus der „emotional unberechenbaren Frau“ eine starke, klare, kluge Frau. Eine, die weiß, wo sie sich gerade in ihrem Zyklus bewegt. Die um die Kraft der Menstruation (als Zeit der Innenschau und des Rückzugs) weiß. Eine, die ebenfalls um die Kraft der „Drachentage“ (die Tage vor den Tagen) weiß, um die Schnitterinnenkraft, die hier besonders wirksam ist – zu entscheiden, was ich länger mit mir tragen will und was nicht. Und eine, die ebenfalls um die umsetzungsstarke Zeit rund um den inneren Frühling und Sommer weiß.

Ja, auf eine Weise fühle ich mich erstmals wirklich angekommen in meinem Leben, Alltag und Frausein. Das Thema „mein eigener Rhythmus“ hat nochmals eine ganz andere Bedeutung und Ausrichtung bekommen. Während ich schon lange die Jahreskreisfeste – acht Feste im Verlauf des Jahreskreises – feiere, bewusst durch jede Jahreszeit in der Natur gehe, so bekommt all dies in Verbindung mit dem Wissen um meinen inneren, weiblichen Zyklus, nochmals einen ganz anderen (Stellen-)Wert. Wird tiefer, reifer, kraftvoller, wertvoller und bewusster.

Verbunden mit dem inneren Kompass

Und vielleicht bedeutet dies, wirklich Frau zu sein. Vielleicht heißt es nicht, möglichst immer sexy, sportlich und attraktiv zu sein. Sondern vielmehr um die vier Frauen zu wissen, die einen jeden Monat durch mich sichtbar werden: Die Frühlingsfrau, die die Dinge voller Freude, Begeisterung und Umsetzungskraft anpackt. Die Sommerfrau, die sich von Herzen gerne zeigt und in Kontakt ist, das Leben genießt und feiert. Die Herbstfrau, die Klarschiff macht und den Schnitt zur rechten Zeit setzt. Die Winterfrau, die um den Wert der Innenschau, des Rückzugs, des Träumens und der Visionen weiß.

Vier Frauen die es, wie Josianne mal so schön gesagt hat, mir als Frau ermöglichen, mit einem ganzheitlichen Blick auf die Themen zu schauen, die ich Monat für Monat bewege. Die Möglichkeit zu haben, sie von vier unterschiedlichen Blickwinkeln aus zu betrachten und so zu einer ganzheitlichen Sicht zu gelangen.

Vier Frauen – der Kompass durch mein Leben.

Herzlich,
Sabrina Gundert

 

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